2001 - Hannover
Der 43. Intersteno-Kongress ist Geschichte
Von Gregor Keller
Vom 28. Juli bis 3. August 2001 wurde in Niedersachsens Landeshauptstadt Hannover der 43. Intersteno-Kongress unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzler Gerhard Schröder durchgeführt. Nach dem Krieg fanden Intersteno-Kongresse in Deutschland 1961 in Wiesbaden, 1981 in Mannheim, 1989 in Dresden und nun 2001 in Hannover statt.
Während des Kongresses 1998 in Lausanne/Schweiz wurde die Durchführung in Hannover beschlossen. Kongresse sollen nach dem Statut der INTERSTENO alle zwei längstens aber nach drei Jahren veranstaltet werden.
Vorbereitungen
Es wurde ein Organisationskomitee gegründet mit Josef Stehling, Hannover, als Vorsitzendem. Eine 66-seitige dreisprachige Einladungsbroschüre wurde gedruckt und in alle Welt verschickt (5000 Broschüren). Hinzu kamen 6000 Anmeldeformulare, Wettbewerbsanmeldeformulare und Hotelanmeldevordrucke. Anmeldungen kamen auch per Internet, insbesondere aus Tschechien und der Slowakei. Die Teilnahmegebühren waren dem Anliegen der Veranstalter, insbesondere einen für Jugendliche preiswerten Kongress durchzuführen, entsprechend niedrig angesetzt worden, Kongresskarte für 170 DM (rund 85 Euro) Wettbewerbe 70 DM (rund 35 Euro).Letzter Einschreibetermin war Ende Juni 2001, wobei „Nachzügler“ selbstverständlich nicht abgewiesen worden sind.
Durchführung
557 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit 19 verschiedenen Sprachen kamen aus 29 Ländern zum 43. Intersteno-Kongress in die Stadt der EXPO 2000. Aus allen Erdteilen reisten die Besucher an. Die Beteiligung war beachtlich hoch im Vergleich zu vorhergehenden Kongressen und unter Berücksichtigung der weltweiten Entwicklung unserer Fachgebiete.
Beim ersten Kongress im noch so jungen Jahrtausend wurden neben vielen interessanten Veranstaltungen auch die Weltmeisterschaften in Stenografie, Maschinen- und PC-Schreiben durchgeführt und ein ansprechendes Rahmenprogramm angeboten.
An den PC- bzw. Maschinenschreibwettbewerben in der Niedersachsenhalle des Conress Centrums (CC) nahmen 175 Teilnehmer aus l4 Ländern teil. An den Stenografiewettbewerben im Gymnasium Schillerschule beteiligten sich 180 Personen aus l5 Ländern.
Zentraler Austragungsort des Kongresses war das Hannover Congress Zentrum. Hier fanden, mit Ausnahme der Stenografiewettbewerbe, die im Schiller-Gymnasium im Stadtteil Kleefeld ausgetragen wurden, alle Kongressveranstaltungen statt.
Das Kongressprogramm entsprach weit überwiegend den bewährten Mustern vorhergehender Kongresse.
Allerdings wurde zusätzlich ein Versuchswettbewerb „Korrespondenz und Protokollierung“ durchgeführt. Er hatte einen mittelguten Zuspruch und wird sicherlich zukünftig dann in das Programm aufgenommen, wenn noch erforderliche Diskussionen um die Bewertung aber auch um den Personalaufwand befriedigende Lösungen bringen; ein schwieriges Unterfangen und bis heute nicht gelöst. Bleibt es allerdings bei unbefriedigenden Aussagen und Ergebnissen kann der Wettbewerb nicht als Bestandteil einer Weltmeisterschaft veranstaltet werden, so meinten weit überwiegend die Teilnehmer an der Jahreshauptversammlung der Intersteno-Landesgruppe Deutschland am 8. September 2002 in Northeim. Es wäre schade um die dann nicht verwirklichte Idee dieses kreativen Wettbewerbs.
Ein modernes Tagungsbüro stand während des gesamten Kongresses zur Verfügung. Auch stellten verschiedene Firmen moderne Kommunikationssysteme aus und führten sie auch vor. Selbstverständlich konnten auch Kongresssouvenirs (von Uhren bis Postkarten) erstanden werden. Und eine freundliche Information war dort auch immer erhältlich. In englischer Sprache ging es allemal...
Die angebotenen Stadtrundfahrten, die Ausflüge in die Umgebung und die ganztägige Ausflugsfahrt zum Abschluss in den Harz fanden reges Interesse und es mußten hin und wieder zusätzliche Busse angemietet werden, um allen Interessenten gerecht zu werden. 335 Personen beteiligten sich an dem Fahrtenprogramm.
Gut angenommen wurde auch die Idee, preiswerte und gute Unterkünfte durch das Organisationskomitee anzubieten. So wurde das „Kongress-Dorf“ als zentrale Unterkunftsstätte im Stadtteil Kleefeld häufig als Unterkunft gewählt und es entstand eine Gemeinschaft in Anlehnung an die bei Olympischen Spielen üblichen olympischen Dörfer von internationalem Flair; das wird allen Beteiligten sicher unvergesslich bleiben.
Das Zentralkomitee tagte schon am 28. Juli 2001 (Samstag) morgens. Die Delegierten von 23 Landesgruppen befassten sich mit dem aktuellen Kongress aber auch schon mit den nächsten durchzuführenden Treffen und den anstehenden Aufgaben.
Die Eröffnungsveranstaltung dann mittags mit dem Hannover - Mädchenchor (einem ungewöhnlich guten Chor, der Konzert-Reisen in die ganze Welt unternimmt) unter der Leitung von Gudrun Schröfel mit einem sich anschließenden Aperitif im Kuppelsaal war sehr feierlich und beeindruckend. Hannovers Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg und Interstenopräsident Gregor Keller begrüßten die vielen Kongressteilnehmer sehr herzlich. Wobei OB Schmalstieg seine Stadt Hannover vorstellte und Gregor Keller auch einen guten und erfolgreichen Verlauf der Tage in dieser in vieler Hinsicht so bemerkenswerten Stadt wünschte und auch nicht versäumte des am 8. Juli 2001 verstorbenen deutschen Generalsekretärs der Intersteno, Dr. Karl Gutzler, zu gedenken. Auch gute und herzliche Genesungswünsche aller gingen an den Präsidenten des Organisationskomitees Josef Stehling, der sich einer akuten Krankheit wegen einer stationären Behandlung ab Beginn des Kongresses unterziehen mußte und nun nicht die Auswirkungen und den Erfolg seiner jahrelangen Bemühungen um diesen Kongress erleben durfte.
Für die Kongress-Sitzungen war Gian Paolo Trivulzio, Italien, Organisator. Hierbei befassten sich die vortragenden Experten überwiegend mit der Bedeutung der Stenografie in aller Welt. Auch ein Programm zur schnelleren Beherrschung der Tastatur wurde vorgestellt.
„Aktuelle Überlegungen - projiziert auf die Zukunft“, so titelte eine Fachzeitschrift über das „International Office Administration Forum“, in dem sich nach Eröffnung durch Herrn Staatssekretär Witte, ein internationales Publikum mit den Auswirkungen von Globalisierung und Multimedia befassten. Eine sehr interessante Veranstaltung. Hier wurden u.a. zukünftige Entwicklungen im Bürobereich aufgezeigt und diskutiert. Die Durchführung der zukunftsorientierten Veranstaltung wurde im Wesentlichen vom WbI Weiterbildungsinstitut, Dortmund, mit hervorragenden Referenten organisiert.
Bei den Kongress-Sitzungen und der vorher genannten besonderen Tages- Veranstaltung waren hervorragend qualifizierte Referenten tätig. Generell wurde simultan in die englische Sprache übersetzt, das galt auch für die Generalversammlung der Intersteno.
Die Intersteno-Sektion der Parlamentsstenografen (IPRS) traf sich zu einer Sitzung am Montag, mittags. Diskutiert wurde u.a. über die Situation der Stenografen in den Parlamenten der Länder und über den Einsatz von modernen Sprach-Erfassungssystemen.
Die Weltmeisterschaften und Wettbewerbe waren mustergültig organisiert von der Jurypräsidentin für Kurzschrift und dem Jurypräsident für Maschinen- und PC-Schreiben, Gabrielle Fasnacht und Mauro Panzera, beide aus der Schweiz, mit ihren zuverlässigen Helferinnen und Helfern, stellvertretend sei hier Herr den Holder für den Versuchswettbewerb genannt. Alle Auswertungen geschahen fast ausschließlich unter Einsatz von Datenverarbeitungsprogrammen, wobei hier insbesondere auf die Erfahrungen von Danny Devriendt, Oostkamp/Belgien, Franz Sager, Wien, Jaroslav Zaviacic, Prag und Uwe Brüdigam aus Recklinghausen zurückgegriffen werden konnte.
Von den Veranstaltungen sollen hier noch erwähnt sein, der Empfang durch Oberbürgermeister Schmalstieg im Rathaus, das gemeinsame Abendessen der Jurymitglieder und Helfer im Tagungszentrum Post, unserem Kongress-Dorf, das gemeinsame Abendessen des Zentralkomitees im Gasthaus einer Siedlung mit sehr alten Fachwerkhäusern in Wietze bei Celle. Präsident Keller schenkte dort zur Erinnerung den anwesenden Landesgruppenvertretern eine „Interstenouhr“, die nun in vielen Ländern an die Interstenotage in Hannover erinnert. Und erinnert sei auch an die Generalversammlung der INTERSTENO am Donnerstag, mittags, mit der sich dann anschließenden beeindruckenden Bekanntgabe der Ergebnisse und der Vorstellung der Weltmeisterinnen und Weltmeister.
An der Siegerehrung nahm neben politischer Prominenz der Landeshauptstadt der Niedersächsische Umweltminister Wolfgang Jüttner für die Landesregierung teil. Pokale und Medaillen wurden auch unter tatkräftiger Hilfe und sehr freundlichen Worten der Bürgermeisterin Hannovers Barbara Rottmann überreicht. Es wurden jeweils l5 große, mittlere und kleinere Glaspokale übergeben, dazu gab es, ebenfalls geschmackvoll gestaltet, Gold-, Silber und Bronzemedaillen. Zum ersten Male in der Geschichte der Interstenokongresse wurde das Ergebnis der Wettbewerbe unmittelbar nach der Siegerehrung ins Internet gestellt und war damit für alle (auch die Medien auf der ganzen Welt) brandaktuell verfügbar. Auch wurden die Ergebnislisten, für alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer war eine da, unmittelbar nach der Siegerehrung im Foyer ausgegeben.
Bei der Generalversammlung wurde ein neuer Präsident, Dr. Fausto Ramondelli, Italien, ein neuer Generalsekretär Danny Devriendt, Belgien, gewählt und der seitherige deutsche Präsident Gregor Keller wurde auf Vorschlag von Herrn William Bonnet, Schweiz, zum Ehrenpräsidenten ernannt. Besonders wichtig war der Beschluss, den nächsten Kongress in zwei Jahren in Italien und den in vier Jahren in Wien durchzuführen. Das Zentralkomitee beschloss auch, sich bei seiner nächsten Sitzung eingehend mit Organisationsfragen zu befassen.
Das letzte große gemeinsame Treffen fand beim heiteren Festball statt, bei dem es bei flotter Tanzmusik recht schwungvoll zuging und Tänzerinnen und Tänzer bis zum Schluß auf ihre Kosten kamen. Über 340 Personen schwangen das Tanzbein nach einem guten Essen und pflegten internationalen Sprach- und Gedankenaustausch. Eine wunderbare Mischung der vielen Nationen. Globalismus besonderer Art...
145 Personen nahmen aber auch noch am nächsten Tag an dem großen Abschlußausflug teil, der in den schönen Harz ging.
Eine große und zahlreiche insbesondere junge Menschen aus vielen Ländern zusammenführende Veranstaltung ging zu Ende und der Schreiber dieses Beitrages ist sich sicher, dass sie für alle Beteiligten unvergesslich bleiben wird.