2005 - Wien

Ja, vieles war traumhaft in Wien, der Stadt in der vom 23. Juli bis 29. Juli 2005 der 45. Interstenokongress mit Weltmeisterschaften stattfand. Traumhaft die herrliche Metropole Wien, traumhaft die Hitze, trotzdem traumhafte Leistungen und eine hervorragend vorbereitete Kongress-Organisation. Sicher kann nun jeder nach seinen Erlebnissen als aktiver Schreiber als Funktionär oder als Begleiter mit individuellen Erlebnissen diese Schilderung fortsetzen. Wien gibt unzählige Möglichkeiten der Abwechslung...

Umrahmt war der Kongress am Anfang mit der so stimmungsvollen Eröffnungsveranstaltung (mit der Vorstellung aller anwesenden Landesgruppen in landesüblicher Kleidung und Grußworten in der eigenen Landessprache -Racineshow -) im Schulzentrum „Hans Mandl Berufsschule“ und am Ende mit der Siegerehrung mit Abendessen und Tanz im herrlichen Festsaal des Wiener Rathauses – er wurde oft auch als der schönste Saal in der Welt bezeichnet (ein virtueller Rundgang im Rathaus kann im Internet aufgerufen werden. Unsere Wiener Freunde schufen damit eine festliche Umrahmung“ des Kongresses. Insbesondere die Schriftfreundinnen und Schriftfreunde um Präsidentin Marlis Kulb und ihren Mann Leo Kulb waren unermüdlich seit dem 43. Kongress im Sommer 2001 in Hannover (dort war das Anliegen - den 45. Kongress durchzuführen -durch den damaligen Interstenopräsidenten Keller an sie herangetragen worden) tätig, und ihnen allen gebührt uneingeschränkter Dank und Anerkennung für die geleistete enorme Arbeit.

Konstant im Rahmen: der Leierkastenmann, der uns bei der Eröffnungsveranstaltung und beim Betreten des Rathauses zur Siegerehrung musikalisch begrüßte. Eine nette die Stimmung anhebende Idee.

Die Leistungen bei den Wettbewerben waren beachtlich gut, das ergibt sich aus den Ergebnislisten, die nach der Siegerehrung in ausreichender Zahl zur Verfügung standen. Ergebnisse sind im Internet unter www.intersteno.de aufgelistet. Hier an dieser Stelle sollen aber die drei Weltmeister aus unserem Land besonders hervorgehoben werden. Im Mehrsprachenwettbewerb siegte Prof. Dr. Boris Neubauer, der in 13 (!) Sprachen erfolgreich stenografierte (Deutsch, Dänisch, Englisch, Esperanto, Finnisch, Französisch, Interlingua, Italienisch, Niederländisch, Portugiesisch, Russisch, Spanisch, Tschechisch), Dr. Bernhard Gremmer wurde Weltmeister in Stenografie und auch Vizemeister beim Mehrsprachenwettbewerb. Peter Bruhn wurde wie bei den vergangenen Kongressen Sieger im Wettbewerb Korrespondenz und Protokollierung. Wenn diese Leistungen hier besonders heausgestellt werden, soll dies die Leistungen der anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer an den Wettbewerben nicht verkleinern. Die Deutsche Delegation (rund 140 Teilnehmer) war die mit Abstand größte Gruppe –so wie seit Jahrzehnten - und kann sich mit ihren Ergebnissen einmal mehr sehen lassen, so wie das die Ergebnislisten ja auch ausweisen. Die mit Abstand erfolgreichste Gruppe bei dieser WM waren die Tschechen, an ihrer Spitze Helena Matouskova, die 832 Anschläge/Minute aufs Papier zauberte und damit erneut die Weltmeisterschaft holte. Gratulation.

Weitere Höhepunkte des Kongresses waren die teilweise hoch interessanten Vorträge und Referate, die häufig mittels Repräsentationsprogrammen (PowerPoint) technisch unterstützt wurden. Souverän geleitet wurde dieser Teil des Kongresses ( 1,5 Tage) von Dr. Wolfgang Behm, Leiter des stenografischen Dienstes im Deutschen Bundestag. Aus Deutschland sprachen Gregor Keller über „50 Jahre Intersteno (Gründung im Juli 1955). Erfolgreiche Vergangenheit: Grundlagen für die Zukunft“ und Prof. Dr. Neubauer und Matthias Kuhn über „Computer-gestützte Erzeugung von Stenografik“. Eine Veröffentlichung der Vorträge, die ins Englische bzw. Deutsche simultan übersetzt wurden, ist vorgesehen.

Das Zentralkomitee traf sich dreimal im Schulzentrum. Im Wesentlichen ging es um die Arbeit im Interstenovorstand in den letzten Jahren. Ein Bericht über den aktuellen Stand des Kongresses in Wien wurde auch gegeben. Über den nächsten Kongress und personelle Folgen wurde beraten. Ein Kassenprüfungsbericht wurde nach der Prüfung eines dafür gebildeten Gremiums durch Gregor Keller verlesen (einen Anlaß zu negativen Bemerkungen gab es nicht). Neue Mitglieder – auch Einzelmitglieder werden aufgenommen. Die neuen Statuten müssen überarbeitet werden, ein Ausschuss, der bis zum nächsten Kongress arbeiten soll, wurde dafür gebildet. Prof. Dr. Neubauer wird darin mitarbeiten.

Die Generalversammlung im Schulzentrum am 27.Juli 2005 verlief recht harmonisch. Die Berichte der Präsidentin Marlis Kulb, Österreich, des Generalsekretärs Danny Devriendt, Belgien und der Bericht des Audit-Auschusses durch Gregor Keller, Deutschland, wurden ohne weitere Diskussion einstimmig angenommen.

Die Vorschläge zur Änderung der Statuten, die Aufnahme neuer Landesgruppen und von Einzelmitgliedern wurden nach den Vorschlägen des Zentralkomitees ohne Gegenstimmen gebilligt, wie auch die Festsetzung der Mitgliedsbeiträge auch für Einzelmitglieder.

Ein neuer Präsident war zu wählen. Der nächste Kongress wird in Prag durchgeführt (geplanter Termin: 21. bis 27.Juli 2007); in der Folge wurde Jaroslav Zaviacic – Interinfo Czèk Republik (CZ)- von der Versammlung unter starkem Beifall und ohne Gegenstimme gewählt.

Eine Ehrenmitgliedschaft gab es für Marlis Kulb, Österreich. Sie wurde auf Vorschlag des Zentralkomitees - nach Schilderung ihrer Verdienste für die Organisation insbesondere auch ihres Einsatzes bezüglich des Kongresses in Wien während der Generalversammlung durch Ehrenpräsident Gregor Keller - zur Ehrenpräsidentin mit starkem Beifall und ohne Gegenstimme gewählt und ernannt. Marlis Kulb bedankte sich, sichtlich gerührt, für diese hohe Auszeichnung.

Präsident Jaroslav Zaviacic, Prag, dankte für das ihm entgegengebrachte Vertrauen und versprach einen erlebnisreichen und gut organisierten Kongress in Prag.

Generalsekretär Danny Devriendt, Belgien, hatte über den Sitzungen des Zentralkomitees und auch der Generalversammlung als guter Geist seine leitende, dirigierende aber auch schützende Hand. Seine Vielsprachigkeit und seine ruhige überlegende Art waren insgesamt wohltuend für diesen Kongress.

Und nicht nur am Rande: Die chinesische Landesgruppe war mit 18 Beteiligten am Kongress. Es wurde viel gefilmt und die chinesische Stenografiermaschine (Schulleiter Tang Keliang, Peking, war auch beim Kongress) erregte viel Aufmerksamkeit. Das gilt auch für die anderen Aussteller von Stenografiermaschinen, die sie auch alle praktisch vorführten.

Der Besuch im Österreichischen Parlament war ein sehr informativer Punkt im Progamm des Kongresses. Die technische Ausstattung wurde deutlich geschildert und der geführte Rundgang durch das riesige Gebäude mit den älteren und neueren Sitzungssälen war interessant und es wurde viel fotografiert, insbesondere der „alte“ Plenarsaal mit seiner reichen interessanten Geschichte.

Die Internetseiten der Intersteno sollen und müssen auch inhaltsmäßig deutlich umfassender und damit informativer werden. Das geschieht zukünftig unter Beachtung wesentlicher Ereignisse auch in den Landesgruppen unter der Leitung von Gian Paolo Trivulzio, Italien. (www.intersteno.com).

Während des Kongresses stellte Lothar Bögel vom Stenografenverein Langen täglich Fotos ins Internet, die beispielsweise an Hotelcomputern in Wien (falls vorhanden) schon am nächsten Tag aufgerufen und angesehen werden konnten. Unter www.stenografenverein.de sind sie zu sehen.

Der 45. Interstenokongress war wundervoll. Einige ganz wenige jetzt in Wien Beteiligte erinnerte er an den Kongress im Jahre 1959 ebenfalls in dieser Stadt. Franz Sager aus Wien und unsere Präsidentin Waltraut Dierks waren damals auch dabei. Und an die Gründung der INTERSTENO am 31.Juli 1955 erinnerte sich jetzt in Wien Gabrielle Fassnacht, Schweiz. Sie war damals in Monte Carlo beim ersten Kongress der INTERSTENO nach dem Krieg beteiligt.

Erfolgreiche weitere 50 Jahre im Interesse der Landesgruppen wünschen wir heute am Geburtstag“ (31. Juli 2005).

Gregor Keller